3.7. Von Husafell nach Stykkisholmur
Nicht weit entfernt von unserem Campingplatz kommen wir an einen seltsamen Wasserfall: längs eines Flusses plätschert Wasser über eine Länge von gut 100m direkt aus der Böschung, aus einer knapp unter der Oberfläche liegenden wasserführenden Schicht.
Der Hof von Erik dem Roten und seinem Sohn, Leif Eriksson, steht recht verlassen, aber renoviert herum. Im Inneren verbargen sich zwei Wikingerinnen, die das Leben ihrer Vorfahren in Allgemeinen, und Hausrat und Waffen im Speziellen erklärten. Die beiden wollten uns gar nicht mehr gehen lassen („please, ask some questions…“) – vermutlich war an dem Tag nicht besonders viel los.
Wir fahren wieder Richtung Westen, an der Nordküste der Snaefells-Halbinsel entlang. Einige kleine Fyorde und Unmengen an vorgelagerten Inselchen prägen das Bild, die Hoffnung auf etwas zu Essen schwindet. Deshalb beschliessen wir, eine Stunde östlich von Stykkisholmur den Gaskocher und eine Dose Bohnen zu aktivieren. Beim Aussteigen macht sich ein leise zischendes Geräusch bemerkbar, das vom Entweichen der Luft aus einem Vorderrad stammt. Vermutlich war ein Stück Stacheldraht direkt am Parkplatz der Grund für das Leck. Da fährt man tausende Kilometer über irgendwelche Pisten, und dann geht am Parkplatz der Reifen ein…
Den Ingenieur schreckt sowas Gottseidank nicht, und nach einer viertel Stunde ist das Ersatzrad montiert und die Pfoten versaut. Was sonst noch dort passiert ist? Nur soviel: im Grunde wurde der Grundstein gelegt zum Heben von GC1G70W.
Stykkisholmur ist eine kleine und idyllische Stadt mit Hafen und Leuchtturm. Nachdem wir uns ein neues Reserverad besorgt haben, besuchen wir das Hallenbad und gehen dann fein Essen: am Hafen finden wir ein nettes, kleines Lokal, in dem wir Meeresfrüchte und Lamm bestellen. Als Nachspeise gibt es einen Spaziergang zum Leuchtturm, mit einem ewig lange dauernden Sonnenuntergang.
4.7. Reise zum Mittelpunkt der Erde
Nicht weit von Stykkisholmur, am Weg zurück zur Hauptstraße, liegt der Helgafell, ein rituell genutzter Hügel. Wer ihn besteigt, und dabei weder spricht noch sich umdreht, hat drei Wünsche frei. Besonders ersteres ist für Alex nicht ganz einfach. Die Aussicht über das Meer, einen See und die Berge ist umwerfend.
Weiter geht es ans Westende. In unterirdischen Höhlen, die mit Walknochen abgestützt wurden, lebten vor über 1000 Jahren Mönche in der Gegend, in die sich sonst höchstens Möwen verirren. Am äußersten Zipfel steht ein kleiner, oranger Leuchtturm, der gleichzeitig das westliche Ende Europas markieren soll. Die Grenzlinie zwischen der amerikanischen und der europäischen Platte liegt zwar östlich von hier, aber wenn sich das spanische Kap Finisterre so nennen darf, warum nicht auch dieser hier. Ist ja nur eine Frage der Spezifikation…
Wir verlassen die Hauptstraße 1 und beginnen den Überquerung des Snaefellsness.
Schon 1996, bei Philipp’s erstem Island-Besuch, stand diese Strecke auf dem Programm. Damals war es allerdings eine Sackgasse, die vor einer Gletscherzunge endete. 2008 gibt es zwar noch ausgedehnte Schneefelder, der Pass ist allerdings mit dem Allradauto kein Problem. Alex‘ Bedenken zerstreuen sich recht bald. Wir kommen an einem Gelände vorbei, wo es vor Skidoos nur so wimmelt, und kurz darauf stossen wir wieder zur Hauptstraße.
Aufnahmeprüfung
Am schwarzen Strand von Djupalonssandur liegen vier Steine, in verschiedenen Größen: (23kg, 54kg, 100kg und 154kg). Wer früher in der Lage war, zumindest den 54kg-Stein (Hálfdraettingur=halbe Portion) anzuheben, der durfte mit den Fischern auf’s Meer hinaus fahren. Um’s kurz zu machen: Philipp dürfte, aber mehr auch nicht. Wenn man den Dreck halt nicht gscheid angreifen kann…
Auf dem Weg nach Borgarnes kommen wir an einem Strand vorbei, an dem es Robben geben soll. Zwei der Tiere räkeln sich träge auf einem Felsen im flachen Wasser, sind aber zu spektakulären, fototauglichen Unternehmungen nicht zu bewegen. Und so suchen wir uns am Campingplatz von Borgarnes einen lauschigen Platz, nur unweit vom Strand.