Zu den grünen Bergen ziehen wir…
Vom Fuß des Arenal brechen wir gleich nach dem Frühstück auf, um gegen den Uhrzeigersinn (in der anderen Richtung gibt es angeblich keine Straße) um den Arenal-See nach Monteverde zu fahren. Unterwegs verlassen uns ABS- und Airbag-Warnung nur selten.
Nach Ouebrada Grande (bei Tilaran) wechselt die Straße wieder von Asphalt zu Schotter, es wird enger und geht immer höher hinauf. Die Straßenkarte ist in diesem Gebiet sehr ungenau, und auch das GPS liefert abenteuerliche Routenvorschläge. Gottseidank haben wir uns in Arenal den Weg erklären lassen, und so nähern wir uns asymptotisch Santa Elena, dem Hauptort der Gegend. Knapp außerhalb liegt unsere Unterkunft, die „Trapp Family Lodge“, wobei wir uns bis heute nicht klar sind, ob es die Lodge der Trapp-Familie (Sound of Music) ist, oder eine Familien-Lodge namens „Trapp“. Egal, weil unser Zimmer nicht verfügbar ist, bekommen wir ein Upgrade auf eine „Mountain Suite“, mit Aussicht auf einen bewaldeten Berghang…
Zum Essen fahren wir zurück nach Santa Elena (wo es ein paar Kilometer Asphalt gibt), wo wir im Tree House einkehren: ein großer Baum steht nicht nur im Innenhof, sondern ist in das zweistöckige Gebäude geradezu integriert!
Den Abend verbringen wir gemütlich in der Lodge mit Lesen und Herumknotzen. Und mit einem Telefonat mit der Autovermietung, ohne große Hoffnung allerdings, da es Samstag abend ist. Aber: die Dame hört sich unsere Fehlerbeschreibung an, und will wegen einer Lösung zurückrufen. Jaja, sicher… Dann, eine halbe Stunde später: „Morgen um sieben kommt ein neues Auto“. Eieiei…
Hängengelassen
Tatsächlich steht in der Früh ein „frischer“ RAV4 vor der Tür.
Egal wohin man in Costa Rica kommt, überall werden „Canopy Tours“ angeboten. Dabei fährt man an Drahtseilen in Baumwipfelhöhe durch den Dschungel. Gerade Monteverde scheint prädestiniert dafür zu sein, dort befindet sich angeblich die erste dieser Anlagen. Das nutzen wir, und fahren zum SkyTrek. Mit einer Seilbahn geht es auf den Gipfel eines Hügels (mit Aussicht auf den „El Arenal“). Von dort geht es auf einen wackeligen Stahlgerüstturm – eine gewisse Hürde für mit Höhenangst gesegneten Herrschaften… Man (bzw. der Sitzgurt) wird in eine Rolle eingeklinkt, und los geht es zum Nachbarberg.
50m bis 100m über dem Talboden, bis 700m weit, und das GPS erzählt etwas von fast 72km/h! Absolut fantastische Sache, leider kann man dank embryonaler Haltung, Rücken nach unten, nicht viel von der Landschaft sehen. Aber Adrenalin ist super, auch ohne Aussicht!
Zum Ausgleich suchen wir für den Nachmittag eine ruhigere Beschäftigung: eine Wanderung durch ein Schutzgebiet. Eine ehemalige Kakao- und Kaffee-Plantage beherbergt heute einen Lehrpfad. Je weiter man sich von der Station entfernt, desto enger und steiler wird der Weg durch den Wald. Ständig raschelt irgendetwas im Gebüsch… Wer aber den SkyTrek übersteht, hat keine Angst vor irgendwelchem Viechzeugs im Busch. Oder? Schliesslich entdecken wir einen Kapuzineraffen hoch oben in einem Baum, und ein Agouti, eine Art Riesenratte mit Reh-Haxen. Kein Problem also 🙂
Die Rezeptionsdame in der Lodge hat mehrmals darauf hingewiesen, dass für das Abendessen – so wir eines wollen – bitte zu reservieren ist. Jetzt ist die Lodge recht klein, und liegt ziemlich abseits, deswegen wollen wir wissen, was es mit dem G’riss um das Essen auf sich hat. Ergebnis: es ist einfach genial gut! Truthahn mit Palmherzen-Sauce, und Fischfilet mit Avocados. Mmmhhh! Und danach die beste Pina Colada zwischen Alaska und Feuerland.
Montag: nix besonders
Das heutige Ziel ist die Südküste der Halbinsel Nicoya, da dort eine als interessant beschriebene Schotterpiste mit Furten beginnen soll. Deshalb vergeht der Vormittag mit Autofahren, beginnend mit den Monteverde-üblichen Pisten, hinunter in die Lagune von Puntarenas, über die Brücke an der Mündung des Río Tempisque und quer über die Halbinsel. Wir suchen uns eine Unterkunft am Strand und verbringen den Rest des Tages am Strand, im Meer und beim Reis-mit-Meeresfrüchten-Essen.
Eine gewagt gebastelte Moskitonetzkonstruktion ermöglicht belästigungsfreie Nachtruhe.
4×4 wie Island
Der National Geographic-Reiseführer schreibt von der Strecke zwischen Sámara und Montezuma interessante Dinge: nur für 4×4-Fahrzeuge, in der Regenzeit kaum, bei Trockenzeit einigermaßen passierbar, unberührte Strände und kaum Zivilisation. Dazu diverse Furten.
Schon recht bald nach der ersten Abzweigung von der Asphaltstraße stoßen wir auf die erste Furt. Erinnerungen an Island 2008 werden wach. Es hat offenbar seit Wochen nicht richtig geregnet, deswegen ist das Queren kein Thema. Weiter geht es, mal nahe am Meer, mal hoch oben in den Berghängen, Kilometer für Kilometer. Es ist nicht viel los, aber von „kaum Zivilisation“ kann man nicht reden. Immer wieder kommen wir an Hütten, kleinen Dörfern und einzelnen Hotels und Bars vorbei. Das richtig große Abenteuer ist die Fahrt also nicht, aber es macht viel Spass.
Ganz besonders gespannt sind wir über einen kleinen alternativen Abstecher, bei dem man nach einer Furt direkt am Strand entlang fahren kann, anstelle einer normalen Piste im Hinterland. Die Beschreibung ist etwas vage, aber wir finden eine passende Zufahrt. Allerdings versperrt nach der einen Flussquerungsmöglichkeit ein Zaun die Straße, die andere Möglichkeit zu queren scheint an einer nicht wirklich SUV-tauglichen Böschung am gegenüberliegenden Flussufer zu enden. Deshalb kehren wir um und nehmen die „klassische“ Variante, die auch mit einer weiteren Furt gesegnet ist, und kommen schließlich zu einer kleinen Siedlung am Meer, wo die Alternativroute enden soll. Wir machen Pause und essen in einer kleinen Strandbar gebratene Platanas mit Guacamole. Dabei beobachten wir, wie immer wieder Autos und Quads vom Strand kommen. Wir beschließen also, die Alternative von hinten herum anzugehen, und fahren am Strand zurück in die Richtung der letzten Abzweigung. Ein paar hundert Meter vor uns fährt ein Suzuki Jimny, die Strecke ist nicht wirklich eine Herausforderung, aber lustig. Während wir versuchen, die gröbsten Stufen zu umfahren, nimmt der Jimny jede Böschung, und gräbt sich bei einer fast völlig ein. Nur mit Glück kommt er rückwärts wieder frei. Damit scheint des Fahrer’s Glück entweder aufgebraucht zu sein, oder seine Dummheit angespornt…
Swimming Jimny
Ein paar hundert Meter weiter endet der Strand an einer Sandbank, an der der vorher beschriebene Río Arío mündet, der dort vielleicht 30m breit ist. Wir bleiben in einiger Entfernung zur Wasserlinie stehen, um zu beraten, ob wir umdrehen, oder dem Flussufer stromaufwärts folgen, um eine Schleife zu fahren. Inzwischen ist auch der Suzuki angekommen, fackelt nicht lange, und wählt die dritte Option: durch den Fluss. Im Grunde nichts, was nicht schon zuvor andere auch schon getan haben, aber an anderer Stelle. Die Sandbank führt flach ins Wasser, gegenüber ist die Böschung aber deutlich steiler. Wie tief die Sache ist, ist nicht zu erkennen, aber es sind keine kleinen Wellen zu sehen, wie an sonst furtbaren Stellen.
Was soll ich lang sagen, 90% der Strecke meistert das kleine Auto mit viel Anstrengung, das Wasser schwappt gerade nicht über die Motorhaube, aber knapp vor dem Ende frisst er sich in der Böschung fest. Der Fahrer steigt aus, schaut, versucht es nochmal, und läuft dann ans Ufer und zu einem Zelt, vor dem zwei Einheimische in der Sonne sitzen. Am Weg zurück winkt er uns und bittet uns, anzuschieben. Wir ziehen die Badehosen an und waten hinüber. Inzwischen beginnt die Brandung (die Flut kommt übrigens), das kleine Auto rhythmisch am Heck anzuheben, und die Argentinier räumen ihre Habseligkeiten aus. Unerwarteter Weise springt der Motor noch immer an, helfen tut’s allerdings nichts. Unser Fuerteventura-Jimny hatte (glaub ich) eine manuelle Differentialsperre, dieser hier nicht, und das Getriebe war nicht auf „Allrad“ gestellt. Ohne einen fetten, schweren Geländewagen am passenden Ufer, mit Stahlseil und Glück ist da nichts zu machen. Nichts davon ist vorhanden. Das Hanf(?)-Seil der Sonnenanbeter ist zu kurz, um bis zu unserem Auto zu reichen, und als der Nachbar mit seinem Pickup kommt, ist der Motor des Suzuki endgültig aus.
Die Argentinier entscheiden, für die nächste Zeit bei den Sonnenanbetern zu bleiben, die Flut zieht am Jimny (hoffentlich haben sie ihn über die Nacht angebunden), und nur seine Hupe plärrt noch einige Minuten (wird wohl Wasser in ein Relais gekommen sein).
Das Pärchen schlägt unser Angebot, sie in den nächsten Ort zu bringen aus, und so fahren wir zurück zu unserer Route. Ohne übrigens erneut zu furten…
Es sind nur noch etwa 30km übrig bis zum Ziel. Wir stellen fest, dass Schotter besser ist als schlechter Asphalt, und kommen schließlich im Hotel in Tambor an.
Club Med
Weiß der Teufel, was uns geritten hat, ein All-Inclusive-Familienhotel zu buchen. Es geht zu wie im besten Club-Med-Klischee. Animationsmusik, gestürmte Buffets mit wenig Auswahl an mässigem Essen und liebloser Massenabfertigung. Meinegüte, auch so was sollte man einmal erlebt haben…