Irgendwie ein großer Tag. Einer der Gründe, hierher zu kommen, ist das heutige Ziel. Der Col du Sommeiller, auf den die momentan höchstgelegene, legal befahrbare Straße in den Alpen führt. Vor Jahren bestand hier ein Schigebiet (das Fundament einer Liftanlage ist noch zu erkennen), nach einem Lawinenabgang wurde dieses aber aufgelassen, und auch das Hotel, dass bis vor Kurzem noch stand (verlassen, zwar), ist praktisch restlos demontiert worden. Jetzt befindet sich nur noch eine Parkfläche hier, die paar fehlenden Höhenmeter auf den „Flag Post Hill“ muss man zu Fuß überwinden.
Rauf auf den Berg…
Einige Kilometer fahren wir in Richtung Talschluss nach Bardonecchia, wo ein Straßentunnel nach Frankreich führt, und die Bergstraße beginnt. Zuerst begleiten wir den Eisenbahn-Tunnel, der mehrere hundert Meter als gedeckte Trasse in einer mit Fenster versehenen Röhre verläuft. Bis in die Ortschaft Rochemolles ist die Straße noch asphaltiert, danach ist sie sandig oder geschottert. Eine Cache-Rast legen wir auf 2000m Seehöhe ein, noch knapp unterhalb der Baumgrenze.
Wir passieren nach einem Stausee das Hochtal, in dem das Rifugio Scarfiotti liegt, wo wir später einkehren werden, und wo man campieren könnte. An einem Wasserfall vorbei schlängelt sich die Piste den Hang hinauf, wo eine Autokolonne parkt. Da es (zumindest für zwei PKWs) kaum Aneinander-vorbeifahr-Möglichkeiten gibt, genügt es wohl, dass der erste Fahrer einen Fotostopp machen möchte, um die ganze Partie aufzuhalten. Mit den Motorrädern ist das aber kein Thema, und so haben wir die Piste bald für uns allein.
Immer wieder machen wir kurze Pausen, um die Gegend zu bewundern. Außer Gras und Moos, und vielleicht ein paar Gestrüppen wächst hier nichts, man sieht ewig weit in ein fantastisches Panorama. Die Strecke wechselt von einfacher Sandpiste zu blankem Fels, und zu grobem Schotter, und wieder zurück, keine Minute gleicht der nächsten. Höhenmeter um Höhenmeter wutzeln wir uns nach oben. Zum Teil verläuft die Straße in Ebenen, dann überwindet sie in engen Kehren große Höhen auf geringer Strecke, und überall gibt’s Fotogelegenheiten.
Anstrengend ist die Sache allerdings. Die zunehmend dünne Luft trägt dazu sicher ihren Teil bei, aber das gleichzeitige Schauen, wie die Strecke weiter geht, und das konzentrierte Aufpassen auf die Meter direkt vor dem Vorderrad sind kräfteraubend. Nicht wenige Fotos werden wohl geschossen, weil die Oberschenkel und Arme eine kleine Verschnaufpause brauchen. Und die nagelneue Motorschutzwanne macht sich (vermutlich) bezahlt; ständig schlagen aufgewirbelte Steine unter dem Motor ein, und erst beim Nachfahren hinter einem anderen Moped sieht man, welche Brocken da weggeschleudert werden.
Unterwegs treffen wir einen Läufer(!) und eine ältere, freundlich grüßende Dame(!!), nur wenige hundert Meter vor dem Hochplateau.
Endlich biegen wir um die letzte Kurve, und treffen am fast leeren Parkplatz ein. Nur ein wiener Pärchen auf einer orangen F800GS macht sich gerade bereit für den Abstieg – ihr Kollege hat knapp nach dem Rifugio beschlossen, die schwere Varadero nicht hier herauf zu quälen. Martin hat für alle frische T-Shirts mitgebracht (…das klingt jetzt irgendwie komisch…) und es gibt Gruppenfotos auf der Absperrung und vor dem Hinweisschild. Dann spazieren wir auf den Flag Post Hill und erkunden die Umgebung. Die drei, vier Geocaches werden besucht, und wild fotografiert. Inzwischen trifft auch die Wagenkolonne ein, bleibt aber nur kurz, so dass wir beim Zusammenpacken den Platz wieder für uns allein haben.
…und wieder runter
Der „Abstieg“ ist nicht mehr so anstrengend wie das Rauf, trotzdem machen wir einen Abstecher zum Rifugio, auch, weil wir dort Nahrungsmittelvorkommen vermuten. Und tatsächlich, es gibt entweder gemischte Vorspeisen, oder gemischte Hauptspeisen. Bei letzterer gruppieren sich um einen Häfen Polenta jeweils eine Portion Schwammerln, Würstel-in-Soße, Gulaschähnliches und Käse. Perfektes Hüttenessen also. Das Bestellen ist da auch kein Thema, und zum Schluss lässt die Wirtin, nach einem Extra-Käseteller, kleine Likörchen springen. Das ganze bei herrlichstem Sonnenschein auf der Terrasse.
Das Rifugio bietet aber auch noch eine andere Kleinigkeit: eine Zweimeter-Furt. Premiere für mich auf zwei Rädern, meisterlich absolviert. Die Stiefel sind danach auch innen nass (soviel zum Spruch „Sympatex ist genausogut wie Gore…“ Pffft…)
Die restliche Strecke ist am Nachmittag so richtig ausgetrocknet, vernünftiges Fahren ist fast nur im Minutenabstand möglich, weil sich der feine Staub in der windstillen Umgebung ewig nicht setzen will.
Natürlich sind wir vom zweiten Schottertag nicht weniger geschafft als vom ersten, und Martin’s Plan, noch auf den Jafferau zu fahren – notfalls allein – verschwindet ganz schnell wie von selbst in einer mit „Beim nächsten mal dann“ beschrifteten Lade.
Auf Empfehlung der Wirtin des letzten Abends suchen wir ein Lokal namens „Sugo’s“, in dem es Pasta nur in Doppelportionen gibt. Mit dem Erlebten des Tages angemessenen Portionen im Bauch geht’s dann wieder in die Heia, zur letzten Nacht in Sauze d’Oulx.
Geocaches zum Artikel (5)
Mountaineer 2000 (GC27K66) (D2/T2,5) | |
Top of the Alps - C.d. Sommeiller flag post hill (GCHJ5M) (D3/T4,5) | |
3028m Col De Sommeiller (GC165FB) (D1,5/T4,5) | |
Punta C.d.Sommeiller Est (3018m) (GC30ANY) (D2/T4,5) | |
High Altitude 4x4 Parking (2995m) (GC30B2P) (D1,5/T4,5) |
Hallo Phillip,
bin mal wieder über eure Seite gestolpert.
Sehr interessante Gegend in der du da warst. Sicher ideal fürs Motorrad.
lg auch an Alexandra von heinz