Dalmatien per Moped (2) – Kotor

Kroatien Kroatien
Bosnien und Herzegovina Bosnien und Herzegovina
Montenegro Montenegro

von Philipp (2012)

Vierter Tag: Nirgendwo ein Bond

Der heutige Tag soll uns an das „übergeordnete“ Ziel der Reise führen: Kotor. Dass es uns ausgerechnet nach Montenegro führt, daran ist James Bond schuld, einerseits, und andererseits auch nicht. Weil: dort war er „in echt“ garnicht.

Hier also die Begründung: einer der Hauptschauplätze in „Casino Royale“ (mein persönlicher 007-Favorit, was den Film als Ganzes, und Herrn Craig im Speziellen angeht) ist Montenegro. Das Casino nämlich, das soll laut Untertitel dort stehen. „In echt“ sind die Szenen allerdings in Tschechien, und das Casino selbst wohl in Monaco gedreht worden. Einige Vertreter der Personengruppe „potentielle Reiseteilnehmer plus Angehörige“ meinten sich nun an „einen tollen Strand“ und „eine spektakuläre Küste“ im Film erinnern zu können. Das, obwohl andere derselben Personengruppe Stein und Bein schwören, dass im Film zwar karibische Strände, aber sicher nix mit relevanten Wasser-Land-Transitionen auch nur in der Nähe des als Montenegro bezeichneten Orts vorkommen. Erst nächtelange Inspektionen der DVD in Zeitlupe überzeugen auch die letzten Ungläubigen:

Bond+Montenegro+Strand gibt es nicht!

Bei den kollateralen Recherchen zum Thema taucht aber immer wieder die Stadt Kotor auf, deren Besonderheit in ihrer Lage liegt. Man stelle sich eine größere Bucht vor, die nur durch eine enge Durchfahrt mit dem Meer verbunden ist. Eine tolle Gelegenheit für einen Hafen. Allerdings liegt hinter dieser Bucht eine weitere, die wiederum nur durch einen schmalen Durchgang mit der äußeren verbunden ist. Und am Ende, zwischen Bucht und 1000m hohen Felswänden, liegt Kotor, im Mittelalter Rivale Venedigs, heute dank Lage und historischer Stadtmauer beliebtes Ziel von Kreuzfahrtschiffen.

Montenegro also, ein schönes Stück südlich von Makarska. Nach einem Frühstück an der Hafenpromenade geht es der Küste entlang, und am Neretva-Delta, wo es die Möglichkeit gäbe, nach Mostar abzubiegen. Für knappe 10km passieren wir Bosnien-Herzegowina, das bei Neum einen bescheidenen Zugang zum Meer hat. Danach folgt wieder Kroatien. Aufgrund des fehlenden Hinterlandes spielt sich der Verkehr fast ausschließlich auf der Küstenstraße ab; zumindest bis Dubrovnik. Danach beruhigt sich die Sache wieder, und nach dem Flughafen haben wir die Straße so gut wie allein für uns. Hier beginnt auch die „Schottereinlage-für-Arme“: eine ewig lange Baustelle. Nicht gerade eine Herausforderung, aber dank zügigerer Fahrweise erhalten Mopdes und Fahrer den Großteil des Gesamtstaubanteils der Reise.

An der montenegrinischen Grenze beginnt wieder der Asphalt, und von irgendwoher auch wieder der Verkehr. Die Strecke von Herceg Novi bis Kotor, den Buchten entlang, bietet zwar einige schöne Ausblicke, aber sie zieht sich auch gewaltig.

Wir erreichen Kotor, und suchen uns gleich eine Durchfahrt ans andere Ende. Im Hafen liegen einige sehr passable Kreuzfahrtschiffe, und Jachten ähnlicher Dimension. Am Platz vor den Festungsmauern wuselt es vor Leuten, aber man bekommt den Eindruck, dass es hier hauptsächlich um Kurzbesuche geht; große Hotels dürfte es hier nicht wirklich geben, Gäste scheinen am Vormittag von den Schiffen zu kommen, um ein paar Stunden später wieder dorthin zurückzukehren, um das nächste Ziel anzusteuern. Wir sind da nicht anders (abgesehen vom Verkehrsmittel), denn auch wir absolvieren ja nur eine Stippvisite. Immerhin wollen wir höher hinauf, um Stadt und Buchten von oben zu bewundern.

Die Zufahrt zur Bergstraße ist nicht ganz einfach: die erste, vom Navi vorgeschlagene Variante scheint im Hinterhof der lokalen Hillbillies zu enden, die Alternative dazu existiert nur auf meiner Openstreetmap-Karte, und sieht desolater aus, als man von einer Straße mit einstelliger Nummer erwarten könnte. Also nochmal die Hillibillies, und tatsächlich passt diese Variante schlussendlich, so dass wir zur ersten von 27 Haarnadelkurven kommen. Wieder ist die Strecke selten breiter als eineinhalb PKWs, was uns natürlich eher egal ist. Die vorher erwähnte Alternative ist übrigens auch im nachhinein keine; nirgendwo gibt es eine Einmündung.

Schnell überwinden wir den guten Kilometer Höhenunterschied, und gleich nach einem kurzen, groben Tunnel kommen wir ans Ziel: ein Höhlenportal direkt an der Straße. Hier sollen sich in den letzten Jahrhunderten Schmuggler versteckt haben, wohl auch wegen dem tollen Ausblick auf die innere Bucht und die Stadt. Wir untersuchen die Höhle ein bisschen, und fahren dann noch ein paar Kilometer weiter, zu einem noch höher gelegenen Aussichtspunkt. Wie schon am Sv. Jure treffen wir ein paar Russen, die auch so ganz anders sind als die grobschlächtigen, püppchen-umringten und lauten, russischen Touristen, die wir aus unseren Wintersportorten gewöhnt sind. Wir bekommen diesmal, statt einem Schnäpschen, frische Melone angeboten.

Die Aussicht ist, trotzdem dass das Wetter etwas diesig ist, eindrucksvoll. Wir können einen Teil der beiden Buchten, die Stadt und das Meer überblicken, die einen Kilometer unter uns liegen. So verlockend in den vergangenen Jahrhunderten wohl die Vorstellung einer doppelt geschützten Bucht gewesen sein mag, frage ich mich doch, ob die Stadt hier strategisch wirklich so gut liegt. Immerhin hätten Feinde gute Chancen, die Ausfahrt aus dem Hafen zu blockieren, und steile Berge rund um und über einer Festung stell ich mir für Verteidiger weniger optimal vor als für Angreifer. Venedig, mit völlig anderer Geographie, hat sich offensichtlich auch viel länger halten können…

In Kotor selbst machen wir nur kurz Halt für ein paar Fotos, bevor wir, weiter im Uhrzeigersinn, die Buchten ausfahren. Abhängig vom Kartenmaterial könnte es zwischen Null und zwei Fährverbindungen als Abkürzung über die Bucht geben (zumindest eine haben wir auf der Hinfahrt gesehen, sind uns also einigermaßen sicher). Wir wollen unser Glück nicht zu sehr herausfordern, und nehmen daher die erste Fähre, die uns zwischen der inneren und äußeren Bucht übersetzt. Inzwischen sind wir auch ziemlich sicher, dass das die einzige Fährverbindung war.
Zurück nach Dubrovnik geht es also so, wie wir gekommen sind. An der montenegrinisch-kroatischen Grenze müssen wir etwas warten, da dort, neben den Pässen auch die Zulassungsscheine kontrolliert werden, die nicht jeder von uns griffbereit hat, sondern ganz unten im Koffer… Die Baustelle ist natürlich auch wieder da, und saut uns staubtechnisch ein zweites Mal ein.

In Dubrovnik haben wir fast Schwierigkeiten, ein Quartier zu finden. Erstens ist es bei unserer Ankunft schon finster, was die Übersichtlichkeit deutlich einschränkt. Dann scheint es nicht so viele Pensionen oder Fremdenzimmer direkt an der Straße zu geben, und Hotels sind der touristischen Lage entsprechend bepreist. Dazu kommt, dass es im Ort (noch außerhalb der Festung) offenbar nur eine praktikable Möglichkeit gibt, im Kreis zu fahren, nämlich eine gefühlt vier Kilometer lange, zum Teil einspurige Einbahn-Runde.

Bei der dritten Runde entdecken wir einen älteren Herrn, der hoffentlich (und tatsächlich) Zimmer anbietet. Nach einer weiteren Runde gelangen wir dort auch hin, und es stellt sich als gute Wahl heraus: ruhig, mit Parkplatz, nur ein paar Minuten von der Altstadt entfernt.
Wir richten uns also ein, befreien uns vom Baustellenstaub, und machen uns auf den Weg, um in der Altstadt abend zu essen…

(D)…Dieter (M)…Martin (P)…Peter

Tag 5: Insel

Ein kleines KTM-Kettenspann-Service erledigen wir im Handumdrehen, als der Besitzer der Unterkunft auftaucht. Er ist ganz begeistert von den vier Enduros, und besteht auf einem Gruppenfoto. Er lässt es sich auch nicht nehmen, uns gleich ein Exemplar davon, ausgedruckt, mit zu geben.
Für’s Frühstück hat sich Dieter etwas besonderes ausgedacht: hoch über Dubrovnik liegen Reste einer Festung am Hausberg der Stadt, „Sr?“, heute auch über eine moderne Seilbahn erreichbar. Aber auch per Motorrad, und das zu deutlich früheren Uhrzeiten als per Gondel. Wir haben also, selbst nachdem wir in der Nähe einen Cache suchen, das Restaurant praktisch für uns allein. Herrliches Wetter, Ruhe und Omelettes…

Die Festung hier ist übrigens ein gutes Beispiel, warum ein Berg neben einer Stadt nicht unbedingt von Vorteil ist (so auch in Kotor): von hier aus wurde Dubrovnik, ohne Möglichkeit zur Gegenwehr, 1991-92 monatelang beschossen.

Erst gegen zehn Uhr sehen wir die orangen Shuttles zwischen den Kreuzfahrtschiffen und dem Hafen hin- und her-pendeln, und nur wenig später spuckt die Gondelbahn die ersten Touristen aus. Zeit für uns, uns wieder auf die Reifen zu machen.

Wir nehmen einen kleinen Umweg ins Hinterland, zu einer Stelle mit einer bemerkenswerten geologischen Besonderheit: ein Fluss, die Ombla, tritt direkt aus einer senkrechten Felswand ins Freie aus. Es gibt da einige Definitionen bezüglich der Länge des Gewässers. Beginnend bei 20m (so weit ist es zwischen Felswand und einem Wehr, das den Fluß vom brackigen Fjord trennt, über 4km zwischen Fels und Mündung ins Meer, bis zu 20km. So weit liegt der bosnische Fluß Trebišnjica entfernt, der, nachdem er zum Teil versickert, den größten Teil des Wassers liefert, der bei Dubrovnik wieder zu Tage tritt.

Weiter geht es entlang der Küstenstraße, auf der wir schon am Tag zuvor Richtung Süden gefahren sind. Diesmal nehmen wir allerdings nicht den Weg über den bosnischen Meerzugang, sondern verlassen die „Jadranska Magistrala“ bei Skrabo, um auf die lange, schmale Halbinsel Pelješac zu kommen. Um die Stadt Ston befinden sich römische Festungsanlagen, und eine gewaltige Mauer aus dem 14. Jahrhundert, die quer über die Halbinsel reicht.

Im Hafen von Orebic, nahe dem Ende der Halbinsel, soll die Fähre nach Korcula ablegen. Wir haben allerdings noch ein wenig Zeit, und so fahren wir zu einer kleinen Kirche „Madonna der Engel“ mit wunderbarer Aussicht (und einem Cache), um uns das Warten zu verkürzen.

Die Fähre bringt uns dann in wenigen Minuten hinüber nach Korcula, dem Ort, an dem wir übernachten wollen (und von dem die EInwohner gerne hätten, dass hier Marco Polo geboren sein). Vorher wollen wir aber noch die Insel erkunden. Dieter kennt eine hübsche Stelle am Meer, eine kleine Bucht, die nur über eine Schotterstraße erreichbar ist. Anstelle die selbe Route zurück zum Asphalt zu nehmen, erkunden wir die weiterführende Strecke; eine etwas seltsame Strecke mit noch seltsameren Ziel… Die Piste führt auf halber Höhe der Steilküste kilometerweit nach Westen. Alles sieht einigermaßen neu planiert aus, und alle paar hundert Meter befinden sich betonierte Kanalschächte, allerdings ohne irgendwelche Anzeichen von Anwohner. Einen halben Kilometer nach der einzigen Abzweigung endet die Strecke dann an einem Haus am Rand einer kleinen Ortschaft – ohne Verbindung zur Ortschaft. Das Haus sieht auch eher nach einem Service-Gebäude aus, trotzdem: dass die Sache trotz der Nähe zum Ort von demselben praktisch getrennt ist, und dass auch der Kanal hier endet, ist doch seltsam.
Egal, wir drehen um, nehmen die Abzweigung und gelangen kurz darauf in genau den vorher fast erreichten Ort.

Auf regulären, wenn auch zum Teil engsten, Straßen besuchen wir den Westen der Insel, wo sich am Berg Hum eine ursprünglich österreichische Zitadelle befindet – zumindest deren baufällige Reste.

Der „Arbeitstag“ neigt sich dem Ende zu, und wir fahren zurück in den Hauptort der Insel, um uns dort auf Quartiersuche zu begeben. Die ist Anfangs nicht sehr erfolgreich. Wir besichtigen äußerlich nette, innen muffige Appartements, werden dank Vollbelegung abgewiesen, und finden zuguterletzt eine sehr nette Pension mit Pool.

Vor dem Abendessen und nach einem kurzen Ausflug in den Pool (ich allein! kaltes Wasser!!) spazieren wir in die Altstadt, vorbei unter anderem an einer legendären, dreibeinigen Katze. Deren Ritual ist nämlich folgendes: will man sie streicheln, spricht man sie vorher freundlich an. Wird die Ansprache mit einem kurzen „Mäh!“ von der Katze gutgeheißen, darf man mit dem Streicheln beginnen. Sobald die Katze genug hat, folgt ein zweites, kurzes „Mäh!“. Dann ist die Streichlerei umgehend einzustellen. Wird das Protokoll nicht exakt eingehalten, gibt es Prügel, oder zumindest eine Ohrfeige.

Gegessen wird dann im Hafen, und als Dessert gibt es den einen oder anderen Cocktail in einer Bar, hoch oben am Dach eines alten Aussichtsturms.

 

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