Albanien

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,  EnduroEnduro
von Philipp (2015)

Dieser Artikel ist der Beginn der Geschichte "Albanien per Moped".

Es gab einmal einen Plan, demzufolge „die Buben“ einmal pro Jahr für eine Woche ihre Motorpferde artgerecht in passender Umgebung bewegen wollten. Das heißt für die BMWs *nicht* „aufpoliert vor dem Eissalon auf Publikum warten“, sondern die Teile ordentlich in den Dreck legen. Bei den KTMs ist das letztere eh das Naheliegende.

Der Plan hat zuerst für zwei Durchläufe geklappt. Einmal 2011 in den Westalpen, danach 2012 entlang der dalmatinischen Küste. Dann trat bei einem Teil Nachwuchs in Form eines kleinen Mannes dazwischen, dann zwei Monate in Norwegen, und so vergingen 2013 und 2014 ohne nennenswerten Schotteranteil (wohl, einmal war da was, in Slowenien, aber da soll die darüber gebreitete Decke des Schweigens bleiben wo sie ist…).

Ende 2014 dann tauchte der Plan wieder aus der Versenkung, zuerst vage und mit nur geringem Enthusiasmus ob der langen Anfahrt, aber im Februar 2015 war dann klar: es wird eine Woche Albanien werden. Leider war der orange KTM-Teil so dermaßen über das Jahr eingeteilt, dass (hoffentlich nur ausnahmsweise) nur zu dritt geplant wurde.

Die Eckdaten waren rasch festgelegt: eine Woche, Mitte September, Fähre nach Igoumenitsa, zurück über Kroatien. Einen konkreteren Plan gab es nicht, aber viele Tipps von albanien-erfahrenen Freunden, Cousins, Schwagern und Reiseführern. Nur die Fähre, die war ratz-fatz gebucht.

Im Mai dann ein Mail von Minoan, dem Fährunternehmen: die geplante Überfahrt am 19.9. findet so nicht statt, wir könnten aber gratis auf den 17.9. vorverlegen, es gäbe auch ein Entschädigungs-Essen für alle an Bord. Die zwei Tage Verlängerung (die in Summe dann nur ein Tag war) kam dann eh irgendwie gelegen. Im Nachhinein seltsam war allerdings, dass die zwei Monate zuvor ausgestellten Papiertickets schon auf den 17.9. datiert waren…

16. September, abends, und 17. September

Die Gepäckfrage… Bei allen früheren Unternehmen tanzten alle Beteiligten, so sie damit ausgerüstet waren, mit Seitenkoffern an. So auch der Plan diesmal, vor allem nachdem ich mir ein halbes Jahr zuvor einen hübschen Satz Koffer geleistet hatte. Eine Woche vor Abfahrt kommt Martin, nach einem Albanien-Vortrag, mit der Idee, so schlank als möglich ohne Koffer, dafür mit Gepäckrolle zu fahren. Kurz darauf ändert auch Peter die Konfiguration auf Topcase+Rolle, nur ich bestehe auf dem 110cm breiten Schiff. Vier Stunden vor Abfahrt, 30min vor Geschäftsschluss dann der Schwenk, ein Anruf bei Martin mit der Bitte, mir noch schnell ums Eck eine Rolle zu besorgen; die Koffer bleiben daheim.

Was soll ich sagen, im Nachhinein war das eine ausgezeichnete Entscheidung. Vermutlich würden die Givis jetzt irgendwo zerstört am Fuß einer Geröllhalde liegen…

Jedenfalls, um 22:00 machen wir uns auf den Weg über Slowenien nach Triest, wo wir um 2:30 spätestens antanzen sollen, um für die Fähre um 4:30 einzuchecken. Unterwegs überrascht uns der Regen, ganz ohne eingezippter Membran (ein Dreck, dieses System; nie wieder!), aber bis zum Hafen sind wir wieder trocken. Einen klassischen Verfahrer gibt es kurz vor dem Ziel, trotz ausdrücklicher Planung. Das Navi erklärt mitten auf der Autobahn das Ziel erreicht zu haben, nur weil das Terminal 2m Luftlinie (aber 20m tiefer) entfernt ist. Wenn man daheim diesen Fall schon durch zusätzliche Wegpunkte ausschließt, muss man dann auch den richtigen Wegpunkt als Ziel angeben… Egal.

Die verzurrten Mopetten

Die verzurrten Mopetten

Das Einchecken und das Verstauen der Mopeds läuft problemlos, die Kabine ist winzig, und von unserem Gratis-Essen weiß hier niemand etwas. Dafür hat Peter für jeden ein Dosenbier zur Feier des Tages mitgebracht, das wir noch vor dem Auslaufen konsumieren.

Hübsche Aussicht aus unserer Kabine

Hübsche Aussicht aus unserer Kabine

Zu Mittag legt die Fähre einen Zwischenstopp in Ancona ein, die Essens-Situation wir zu unserer Zufriedenheit geklärt, und wir verbringen den Tag gemütlich an Deck.

18. September: Griechenland

Gegen fünf Uhr früh ist Tagwache, ein Matrose wandert türenklopfend durch’s Schiff. Wir beladen die Motorräder wieder und fahren von Bord, in das erwachende Igoumenitsa. Da Griechenland auf Martin’s Geocaching-Karte noch fehlt, sind die Prioritäten festgelegt: Dose suchen, dann Frühstück. Ersteres ist schnell erledigt, zweiteres birgt die zweimalige Gelegenheit, je drei Strafzettel auszufassen. Im Straßen- und Einbahnengewirr biegen wir zweimal falsch ab, jeweils begleitet von einem Streifenwagen bzw. unter den Augen eines Wachmanns. Aber: nix passiert, keine Aufregung seitens der Ordnungshüter.

Mit aufgewärmten Schokocroissants und Kaffee vom Typ „double greek, sweet“ kann das Abenteuer beginnen. Nur wenige Kilometer bis nach Albanien.

An der Grenze dann in unmittelbarer Folge zwei Kreisverkehre, mitten in der Pampa, mit je zwei Zufahrten (ein dritter KV dann in Albanien, selbes Prinzip). Die Grenzkontrolle ist harmlos, es gibt einen Stempel und keine Fragen.

Der erste halbe Tag macht den Eindruck, als hätten wir Griechenland nicht verlassen. Westliche Autos, tadelloser Asphalt, und freundliche Leute. Wir zweigen recht bald von der Hauptstraße ab auf eine Schotterpiste nach Butrint, wo es eine sehenswerte Rollfähre und römische Ausgrabungen zu sehen gibt. Die Fähre kostet westliche 2€ je Moped, und die Ausgrabungen sind sehr schön hergerichtet. Es gibt auch Souvenir-Stände (alle verkaufen exakt das gleiche), die wir aber ignorieren. Da kommen sicher noch mehr…

Weiter geht es dann durch Sarandë, einer nicht übertrieben attraktiven Stadt am Meer, und ins Hinterland, wo wir für etwa drei Euro Kaffee und Limo für alle bekommen. Hier begegnen uns auch 3/4 aller von uns gesichteten Urlaubs-Motorradfahrer; alles GSen. Und eine geschätzte Hundertschaft an Fahrradfahrern, bei gefühlten 35°C, in der Mittagshitze.

Ein paar Kilometer vor Himarë gelangen wir wieder an die Küste. In einer Bucht liegt eine Festung, und am Ufer der gegenüberliegenden Halbinsel sehen wir eines der beiden Portale eines ehemaligen U-Boot-Bunkers. Martin’s Aufzeichnungen sprechen davon, dass es am Portal an der anderen Seite einen noch ungefundenen Geocache geben soll. Ein First-to-Find in Albanien? Ansporn genug, um die auf einer Karte vage angedeutete Schotterstraße um die Halbinsel herum zu suchen. Dank eines falschen Abbiegers stoßen wir auf eine neu planierte Piste, die uns auf kurzem Weg in die Nähe des Portals bringt. 200m Fußweg trennen uns noch vom Ziel.
Der Cache befindet sich allerdings auf der anderen Seite des Tunnels, und so sollten wir, laut Cachebeschreibung, durch den Kanal schwimmen. Da bietet sich, gerade in Motorradausrüstung, der dornige Weg über das Tunnelportal an. Ich erkunde die Sache und schaffe es in wenigen Minuten auf die andere Seite. Peter und Martin folgen nach, und schnell haben wir den Cache in Händen; mit einem noch leeren Logbuch 🙂

Dhërmi soll unser heutiges Etappenziel sein. Peter zeigt uns die Visitenkarte eines Hotels, in dem Bekannte übernachtet haben. Adresse gibt es keine, aber ein Foto, und so teilen wir uns auf, um das passende Gebäude zu suchen. Ich komme zwar ans Ziel, aber ohne es zu erkennen, da die aktuellen Farben nicht mit dem Foto übereinstimmen. Schließlich kann aber ein Barbesitzer helfen, und wir bekommen im gefragten Hotel ein Dreierzimmer, gehen noch eine Runde im Meer schwimmen und beschließen den Tag mit Bier und frittierten Tintenfischen.

Track

 

Geocaches zum Artikel (3)

Hellas Tour 1 (Port of Igoumenitsa) (GCZVAE) (D1/T1)
Butrint (GC32Q2J) (D3/T2)
"Tunel" LP (GC61HHT) (D2/T4)


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