Dieser Artikel ist Teil der Geschichte Albanien per Moped.
Von Peshkopi aus sind es nur einige Kilometer bis zum Flussbett des Schwarzen Drins. Bei Fushe Muhurr überqueren wir den Fluss (nicht zum letzten Mal) auf einer langen, einspurigen Brücke, um auf der SH31 zu bleiben. Hier hat der Fluss noch viel Platz um sich durch die Ebene zu schlängeln. Er bildet riesige Sandbänke und Inseln, die Straße führt uns an seinem linken Ufer entlang. Bei Arras verlassen wir den Drin kurz, um ein Stück in ein Seitental zu fahren, dann geht’s ihm weiter entlang. Die Strecke ist zwar nicht befestigt, aber angenehm zu fahren.
Das Tal wir immer enger, je weiter wir nach Norden kommen. Wir passieren einige kleinere Dörfer, und die Straße führt immer wieder nach oben und wieder ganz runter bis ans Ufer. Wo der Drin dann die Ebene verlässt, überqueren wir ihn zum zweiten Mal und folgen der Straße, die sich jetzt wieder vom Fluss entfernt und in die Berge führt.
Es wird karger und felsiger, und nach zehn Kilometern sehen wir vor uns wieder den tiefen Einschnitt, den der Drin gegraben hat. Wir machen einen kurzen Abstecher zurück auf die linke Flussseite, um uns eine Brücke anzuschauen (die aber nicht anders als alle anderen Brücken hier aussieht), und dann verlassen wir die Drin-Schlucht endgültig. Wieder geht es durch die Berge, die Straße wird gefühlt schlechter und rauer, aber bei Bicaj kommen wir wieder auf die asphaltierte Hauptstraße.
Die führt uns am Flughafen von Kukës vorbei, zu dem es eine interessante Geschichte gibt. Der Flughafen scheint von einem Scheich finanziert worden zu sein, allerdings müssen internationale Flüge über Tirana gehen, und inner-albanische Flüge zahlen sich nicht aus, erst recht nicht, nachdem die A1-Autobahn zur Küste führt.
In Kukës legen wir einen Tank-, Service-, Kaffee- und Planungsstopp ein. Bei meiner GS hat sich eine Fussrastenplatte gelockert, und eine Verschnaufpause ist längst fällig. Deshalb kehren wir in einem Kaffeehaus an der Hauptstraße ein, um zu überlegen, wo wir am Abend übernachten wollen. Grundsätzlich wollen wir morgen bei Fierzë die Fähre entlang des Koman-Stausees nehmen. Bis dorthin sind es aber noch gute 120km, allerdings entlang einer asphaltierten, aber alten und unübersichtlichen Bergstraße. Und es ist schon Nachmittag. Ein Reiseführer kennt das Hotel „Alpin“, das gute 40km vor Fierzë liegt, beschreibt die Lage aber nur vage.
Also nehmen wir zuerst für ein paar Kilometer die Autobahn, und dann die SH5, die sich auf den Qafa e Malit schlängelt. Hier ist die Strecke erstaunlich gut intakt, und dank der Autobahn gibt es praktisch keinen Verkehr. Es liegen allerdings hie und da Felsbrocken auf der Fahrbahn, und stellenweise ist die Straße einspurig. Wir kommen also zügig, aber nicht sehr schnell voran. Am Pass biegen wir rechts ab, die Straße wird enger und benötigt für einen Kilometer Luftlinie gefühlte fünf. Und wir kommen tatsächlich ans Hotel Alpin, kurz nachdem wir ein „Gasthaus“ in einer Kurve passieren. Das Hotel ist allerdings dank einer Gruppe Radfahrer komplett ausgebucht, an der Rezeption verweist man uns aber an das Gasthaus. Wir fahren den einen Kilometer zurück, und bekommen dort tatsächlich die letzten beiden Zimmer. Wobei, eigentlich bekommen wir das letzte „eine“ Kammerl, und das Näh-/Abstellzimmer (mit Balkon!), das der Besitzer höchstpersönlich in einen beschlafbaren Zustand überführt. Ich nehme das winzige Kammerl (das mit mir und meinem Zeug gesteckt voll ist), und Peter und Martin teilen sich die Nähmaschine.
Vor lauter Freude darüber, dass wir so flexibel sind, versorgt uns der Wirt mit Raki, und präsentiert uns stolz die Überwachungskamera auf der Terrasse, wo wir die Mopeds parken. Kann also nichts schief gehen.
Das Essen wird unter dutzenden toter Augen ausgestopfter Tiere serviert, mit Raki, und ist ausgezeichnet. Mit vollen Bäuchen gehen wir dann zu Bett; die eigentlich notwendige Dusche spare ich mir dank Einzelzimmer, und vor allem wegen der abenteuerlichen Kombination aus Elektro- und Wasserinstallation im Gemeinschaftsbad.
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