Dieser Artikel ist Teil der Geschichte Albanien per Moped.
Unauffälliges Selbstbedienungsfrühstück im Hotel, dann wird getankt und losgefahren. Von Shkodër ist es nicht weit bis zur montenegrinischen Grenze. Die letzte Chance für Souvenirs ergreifen wir, müssen hier aber nehmen, was da ist. Kühlschrankmagneten, T-Shirts, Zuckerln. Dann stauen wir 100m bis zum Grenzschranken. Ein Grenzer winkt uns freundlich an der wartenden Autokolonne vorbei, lässt uns im Fußgängerdurchgang des Grenzpostens die Mopeds abstellen und sammelt unsere Pässe ein. Albaner und Montenegriner teilen sich hier den Abfertigungsschalter, lassen sich aber alle Zeit der Welt. Während unsere Pässe irgendwo von Tisch zu Tisch geschoben werden, nähern sich die Autos, hinter denen wir sonst gewartet hätten, immer näher der Grenze. Als wir dann unsere Pässe gestempelt zurückbekommen, wird auch unser Ex-Vordermann abgefertigt.
In Vladimir biegen wir rechts ab, um von der Bergkette die Aussicht auf Meer einerseits, und auf den See Skadarsko Jezero zu erhaschen. Dort treffen wir auf ein gesprächiges niederösterreichisches Dauer-Camper-Pensionisten-Pärchen, bevor es hoch über dem See weiter nach Norden geht.
Von Virpazar aus wursteln wir uns weiter über enge Nebenstraßen durch die Wälder, und mit der Zeit ziehen immer mehr regenverdächtige Wolken auf.
Unser momentanes Ziel ist das Mausoleum auf dem Berg Lovcen*, ein markanter Schrein zu Ehren des Nationaldichters Petar II. Petrovic-Njegoš. Bei unserem vor-vor-vorjährigen Trip nach Kotor haben wir, von Norden kommend, aus Zeitgründen kurz vor dem Mausoleum umgedreht. Heute zahlen wir den Eintritt in den umgebenden Nationalpark, und kurven den Berg hinauf. Es wird immer kälter, und die Straße ist teilweise nass, aber der Regen verschont uns.
Für letzte Stück vom lächerlich kleinen Parkplatz bis zum eigentlichen Mausoleum führt eine laaange Treppe durch einen Tunnel, unterbrochen von kleinen Aussichtspunkten im Freien. Oben dann wird es wirklich unangenehm kalt, links und rechts vom Berggipfel pfeifen die Regenschwaden vorbei. Wir suchen zwei Caches, und Peter riskiert den Eintritt ins Mausoleum (eine äußerst kitschige Sache, übrigens). Wir passen unsere Adjustierung dem vermutlich doch irgendwann nicht mehr zu vermeidenden Regen an, und verlassen den zugigen Ort.
Wenig später erreichen wir den Punkt des vor-vor-vorjährigen Umdrehens. Peter und Martin besuchen noch einen Aussichtspunkt, und ich fahre ein Stück voraus bis zum Ausgang des Nationalparks. Dort warte ich und überlege, ob wir an der dortigen Abzweigung ein etwas schwindlig aussehendes Lokal zur Stärkung aufsuchen sollen, oder ob wir gleich die Serpentinen hinunter nach Kotor fahren sollen. Die Entscheidung wird mir abgenommen, denn als Peter und Martin eintreffen, trifft auch der strömende Regen ein. Also parken wir uns ein und flüchten in die Ausspeisungsbaracke.
Hier bekommen wir eine gefühlt 18-sprachige Speisekarte, die im wesentlichen aus Cevapcici, Cola und alkoholischen Getränken besteht. Die gegrillten Kleinkind-Exkremente, vom Kellner liebevoll „Cevapi“ genannt, versorgen uns für die nächsten 1000km mit Energie (und Fett, also auch Energie). Nach einer guten Stunde hört der Regen auf, nachdem er die hart erarbeitete Schotter-Patina von den Mopetten gespült hat, und wir setzen unseren Weg fort.
Der Regen hat zwar aufgehört, aber jetzt zieht dichter Nebel von Kotor herauf. Wir beschließen, auf den Besuch der Stadt zu verzichten, sondern direkt über Tivat nach Lepetane zu fahren, wo wir mit der Fähre übersetzen wollen.
Das mit der Fähre wird eine Punktlandung. Bei unserer Ankunft rollt gerade das letzte Auto auf das Schiff, Martin und Peter gleich hinterher. Ich mach aus dem Ticketstandl einen Drive-In, und noch bevor ich anschließend auf der Fähre angekommen den Seitenständer ausklappen kann, legt das Schiff ab. Pfuuh! Kritisch wäre es aber eh nicht gewesen, da die Überfahrt nur zehn Minuten dauert, und es deshalb nie lange Wartezeiten gibt.
Bis Herceg-Novi bleibt es trocken, es kündigen sich aber weitere Regenwolken an. Unser Gefühl sagt uns, dass wir, obwohl es noch nicht finster ist, bald nach einer Unterkunft suchen sollten, weil es bis Dobrovnik wahrscheinlich keine leicht zu findenden Möglichkeiten mehr gibt. Wie um das zu unterstreichen, fängt es wieder an zu regnen, und wir klopfen in Igalo an sämtliche Hotels, die wir finden.
Das erste Hotel ist gleich einmal ein Krankenhaus (was wir natürlich souverän gleich bemerken). Das zweite, mindestens viersternig, ist leider ausgebucht. Dem Gesichtsausdruck des noblen Rezeptionspüppchens zufolge wären sie für drei durchnässte Enduristi aber wohl auch dann „ausgebucht“, wenn sämtliche Zimmer frei wären. Nummer drei dann, auch nobel, hat aber Zimmer für uns. Wir checken also ein, und nehmen gleich ein Bad im Hotel-Hallenbad. Es gäbe auch ein fein aussehendes Buffet zu Abend, dem widersprechen allerdings die Cevapi vehement, und so bleibt es bei zwei Bierchen an der Bar.
*) ich habe übrigens keine Ahnung, warum hier zwar das Umlaut-ë und Sachen wie ç funktionieren, aber keine Hatscheks oder slawische Akuts. Freunde des korrekten Einsatzes von das Slawische betreffenden diakritischen Zeichen mögen mir gnädigst verzeihen. Dafür kenn ich mich mit dem CAN-Bus aus, und das kann auch nicht jeder.
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